Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen (1905)

(Verfilmung: Der Blaue Engel, 1930)

Professor Raat ist ein allgemein verhaßter Schultyrann. Die Schüler haben ihm den Spitznamen “Professor Unrat” beigelegt. Er vernimmt ihn aus den laut geführten Unterhaltungen der Schüler, ohnen ihnen doch etwas “beweisen” zu können. Dabei hat er es besonders auf drei Freunde abgesehen: den geistig überlegenen, schwärmerischen Lohmann, den etwas beschränkten Landjunker Graf Ertzum und den kleinen, quicklebendigen Kieselack. In Lohmanns Aufsatzheft findet er verfängliche Verse an die “Künstlerin" Rosa Fröhlich. Er setzt sich in den Kopf, sie aufzusuchen und ihr den Verkehr mit Lohmann zu verbieten. Er findet sie in einem Tingeltangel, dem “Blauen Engel”, als Chanseuse. Dort verkehren die drei Freunde als Stammgäste in der Künstlergarderobe. Unrat dringt in dies Heiligtum ein, macht dadurch den jungen Leuten den weiteren Besuch unmöglich, gerät aber dabei selbst völlig in die Netze der Chansonette. Es kommt zuletzt so weit, daß er mit den drei Freunden gemeinsame Sache macht. Die “Künstlerin Fröhlich” wird seine Geliebte. Eines Abends folgt er ihr in ihr Zimmer, und die drei Freunde belauschen am Schlüsselloch die Liebesszene. Bei einem Sonntagsausflug mit der Fröhlich haben die drei im Übermut ein Hünengrab beschädigt. Die Sache kommt zur Anzeige. Vor Gericht spielt Unrat als Zeuge gegen die drei Übeltäter eine unwürdige Rolle. Sein Verkehr im “Blauen Engel” hat schon lange Anstoß erregt; Unrat wird zwangsweise pensioniert, und die drei Freunde müssen das Gymnsaium verlassen.

Unrat hat der Fröhlich ihren Fehltritt mit Kieselack schnell verziehen. Er liegt so stark in ihren Banden, daß er sie zuletzt heiratet und sogar ein Kind, das sie bisher verborgen hat, mit übernimmt. Die junge Frau Professor entwickelt sich schnell zu einer eleganten Demimondäne. In einem kleinen Seebad sammelt sie einen fragwürdigen Kreis um sich, und daheim tut sich im Hause des Professors ein regelrechter Spielklub auf, in dem sich die angesehensten Männer der Stadt ruinieren. Unrat empfindet das Ganze als Rache an seinen früheren Schülern und Feinden. Auch Kieselack ist dabei. Um sich Geld zum Spielen zu verschaffen, bestiehlt er seine Großmutter und wird aus seiner Stellung bei der Steuerbehörde entlassen. Er verschwindet im Dunkel.

Eines Tages tauchen Lohmann und Graf Ertzum, jetzt Fahnenjumker, in der Stadt auf. Gegen Lohmann hegt Unrat den tiefsten Haß, erschien er ihm doch der Urheber des ganzen Unheils. Die Fröhlich mag sich mit allen abgeben, nur Lohmann ist ihr verboten. Aber gerade das rezst sie, und sie empfängt ihn in Unrats Abwesenheit in ihrer Wohnung. Da erscheint plötzlich der Professor und fällt in sinnloser Wut über seine Frau her. Er hätte sie erwürgt, hätte Lohmann ihn nicht gehindert. Lohmann hat seine Brieftasche auf dem Tisch liegen lassen, Unrat reißt sie an sich. Nun holt Lohmann die Polizei, und Unrat wird wegen Mordversuchs und Beraubung verhaftet, die Fröhlich mit ihm. Als er im Polizeiwagen abgeführt wird, ruft ihm ein Bierkutscher höhnisch nach: “Ne Fuhre Unrat!” Der Rufer ist Kieselack.