Von der Asche: Was als nächstes?

Drei Dichter reagieren auf die moderne Welt.

"I sat upon the shore

Fishing, with the arid plain behind me

Shall I at least set my lands in order?

London Bridge is falling down falling down falling down

Poi s'acose nel foco che gli affina

Quando fiam uti chelidon---O swallow swallow

Le Pronce d'Aquitaine à la tour abolie

These fragments I have shored against my ruins

Why then Ile fit you. Hieronymo's mad againe.

Datta. Dayadhvam. Damyata.

Shantih shantih shanti"

---T.S. Eliot, "The Waste Land," London, 1922

 

"I'm with you in Rockland

where we wake up electrified out of the coma

by our own souls' airplanes roaring over the

roof they've come to drop angelic bombs the

hospital illuminates itself imaginary walls col-

lapse O skinny legions outside O starry-

spangled shock of mercy the eternal war is

here O victory forget your underwear we're

free

I'm with you in Rockland

in my dreams you walk dripping from a sea-

journey on the highway across America in tears

to the door of my cottage in the Western night"

--Allen Ginsberg, "Howl," San Fransisco, 1955-1956

 

 

 

"Ich sehe, wie sie langsam versinken, die Personen, und folgende Worte

rufe ich ihnen zu: Ich sehe, wie ihr langsam versinkt.

Keine Antwort. Auf fernen Musikdampfern, matt und tapfer,

spielen Orchester. Ich bedaure das sehr, es ist mir nicht recht,

wie sie alle sterben, durchnäßt, in diesem Nieselwetter, schade

ist es, ich könnte heulen, ich heule: »Doch keiner weiß«,

heule ich, »in welchem Jahr, und das ist, das ist, wunderbar.«

 

Aber die Dinosaurier, wo sind sie geblieben? Und woher rühren

diese Tausende und Abertausende von klatschnassen Koffern,

die da leer und herrenlos auf dem Wasser treiben? Ich schwimme und heule.

Alles, heule ich, wie gehabt, alles schlingert, alles

unter Kontrolle, alles läuft, die Personen vermutlich ertrunken

im schrägen Regen, schade, macht nichts, zum Heulen, auch gut,

undeutlich, schwer zu sagen, warum, heule und schwimme ich weiter."

--Hans Magnus Enzensberger, "Der Untergang der Titanic," La Habana 1969-Berlin 1977

 

Drei Dichter, die eine Welt ansehen, wie ein Wasteland, eine Apokalypse, einen Untergang. Die Reaktionen sind nicht gleich: einer sitzt und fischt, einer heult, der Dritte heult und schwimmt. Alle spüren ihre Außenwelt als ein tiefes, inhaltsloses Innenleben des Menschen. Was tun? Wir müssen weitermachen, weitertreiben, um weiterzugehen. Vielleicht ist das alles zerstört. Egal, wir dürfen nicht hängen bleiben. Wir müssen daran denken, um neue Anfänge aufzubauen, um eine bessere Lage zu beginnen. "These fragments I have shored against my ruins," "you walk dripping from a sea-journey on the highway across America," "Ich heule und schwimme weiter." Uns schützen dürfen wir: Darum "shore" wir unsere Ruinen, darum heulen wir. Verbessern aber müssen wir: Darum fischen wir, laufen wir und schwimmen wir weiter.

 

Ende der Komödie mit den Gesängen zwei- und dreiunddreißig

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Tinas Titanic-Interpretation