Vielleicht sind Michael und Hanna so provokatorisch darstellt, wie das ganze Buch. Mann kann aber das Buch nicht als ein "der Jugendliche tritt ins Leben" Roman – das wäre sehr oberflächlich. Was macht dieses Buch so unvergesslich ist das Kolorit benutzt von Schlink, um die Figuren von Hanna und Michael zu beschreiben.

Das Buch kann in zwei Teilen geteilt werden. Die erste kann selbst eine ganze Geschichte sein – der Traum eines Junges, der ist geendet, als der Objekt seiner Liebe verschwunden ist. Im zweiten Teil erfinden wir Hannas Geheimnisse, wie man kann gleichzeitig gut und schlecht sein, und wie das Analphabetentum Hannas behindert nicht ihre Liebe für gute Literatur und ihre Würdigung von Tolstoy.

Obgleich sie viel älter als Michael ist, ist Hanna keine tradizionelle Frau – sie nimmt die herrschende Rolle in ihrer Beziehung mit ihm. Was noch wichtiger ist, Hanna ist sehr zurückhaltend, was Michael keine Möglichkeit gibt, mehr über ihre Vergangenheit zu erfinden. Nachdem sie verschwunden ist, gibt es keinen Grund für den Leser zu denken, daß sie wieder eine Rolle später im Roman spielen wird. Und da ist die Überraschung – als man erfindet, das sie Angeklagter für Verbrechungen gegen die Menschheit ist, schokiert ist er. Als ein Richter ist Schlink ein guter Seelenkenner. Er handelt um einige von der tiefsten moralischen Dilemmas – die über die Verdorbenheit der Menschen. Wer ist schuldig – der, der Über antut, oder der, der als ein passiver Teilnehmer, das Übel zu geschehen lässt? Diese Frage stellt Schlink in dem Grundsatz von Deutschland in der Nachkriegszeit. Weiter können wir sehen wie dieser jungen Mann sich zwischen seiner emotionalen Natur und seinen moralischen Entsetzen zerreißt. Ist Hanna nicht die Verkörperung des Übels und Michael – des Neues? Ist das ein Buch über die Deutschen, die Juden, die Vergangenheit? Ich bin der Meinung, daß das ein Buch über der menschliche moralische Zustand ist. Warum tun wir Sachen, die wir wissen nicht richtig sind? Wie sollen wir mir ihren Auswirkungen später leben? Wieso können Menschen in einer Gruppe Sachen tun, die sie nie anders tun würden? Auf diese Weise ist Hanna und Der Vorleser in allgemeinen, ein kräftiger Versuch, die moralischen Dilemmas in der Nachkriegszeit in Deutschland darzustellen. Wir überlegen neu unsere moralische Gesinnungen während der einigen Stunden, als wir das Buch lesen. Ich stelle mich auch eine andere Frage – warum eigentlich schämt sich Hanna mehr über ihre Analphabetentum, als über ihre Verbrechen? Ist das nicht ein Versuch diese Verbrechen zu verniedlichen? Und wäre das Buch nicht mehr interessant und spannend, wenn man ihres Geheimnis nicht vom Anfang weißt? Hanna bloß bestätigt unsere Vermutungen mit ihrem Betragen. Und ich glaube auch, daß ihr Wünsch, dieses Geheimnis zu verstecken, ausreichend ist, um man den ganze Umfang Hannas Selbstzerstörung zu begreifen. Die philosophische Überlegungen von Michael, die zweifellos das Buch bereichern, können seine Antriebe und Handlungsweisen nicht vollig erklären. Die moralische Frage ist großer, als man auf ersten Blick denkt. Schlink gibt uns nur gerade so viel Einzelheiten, um uns in die Atmosphäre einzutauchen. Die wichtigste moralische Frage, die Schlink steht, ist "Was würden Sie tun wenn Sie in Hannas Situation wären?" Diese universale Dilemma ist gleichzeitig großer und kleiner, als sie auf ersten Blick aussieht. Es ist kleiner, wenn man denkt, daß es nur die Figuren im Prozess betrifft, oder nur die Menschen die Verbrechen gegen die Juden begangen haben. Aber gleichzeitig ist es auch großer, weil diese Dilemma in Wirklichkeit alle deutsche Leute betrifft, es zeigt was jeder Mensch tut oder tut nicht, als ein Urheber oder nur Zuschauer.