Hinter dem "Eisernen Vorhang"
Ingo Schulze
33 Augenblicke des Glücks
"Leben und nicht wissen, wozu... Entweder weiß man, wozu man lebt, oder alles ist dummes Zeug und völlig egal...So ein Blödsinn. Manchmanl will ich leben wie der Teufel...Wenn ich noch einmal anfangen könnte, was würde ich dann anders machen? Nichts wahrscheinlich. Vielleicht ohne Frau. Was sollte ich anders machen? Ich wünschte mir eine andere Welt. Eine veränderbare...Dieses verfluchtete, unerträgliche Leben." Semjon stürzte den Rest Wodka hinunter." (Schulze, S. 164)
Hey, there, soldier! How about a shot of vodka to start the day off right?
Oksanas Geschichte
In der heutigen stürmischen Zeit fragte mich meine Großmutter oft. "Wofür haben wir gearbeitet? Was und wie haben wir miskalkuliert? Ich habe sehr schwer gearbeitet, um meinen Kindern und Enkeln eine eine gute Zukunft zu sichern."
Mein Großvater war ein Bergarbeiter und meine Großmutter war Geologin. Sie arbeiteten in Siberien. Sie hatten ein gutes Gehalt und dachten, ihre Kinder und Enkel werden ein besseres Leben haben als sie. Als sie pensioniert wurde, kauften meine Großeltern ein gutes Haus in Kazakhstan. Mein Großvater hat meinen Onkel gefragt, ob er ein Auto wollte. "Na, sagte mein Onkle, nicht jetzt, vielleicht später". Wenn sie nur hätten wissen können, daß sie alles verloren würden...Mein Großvater starb durch eine Lungenkrankheit, die er sich in seinem Beruf zugezogen hatte, und so hat meine Großmutter das Haus verkauft. Die Regierung gab ihr eine kleine Einzimmerwohnung. Das Geld von dem Haus hat sie auf die Bank gelegt für die Zukunft. Dann kam eine erste Inflationswelle. Das Geld war nur noch das Papier wert, auf das es gedruckt war. So hatte sie kein Geld mehr, nur noch ihre Pension. Es sah aus, als müßten alle Leute ihr Leben von vorn beginnen. Alles, was meine Großeltern verdient hatten, war weg. Meine Großmutter lebt in der Vergangenheit, in der Erinnerung. Sie erinnert sich an die Stalin-Zeit und daran, dass sie alles, was sie und ihre Kinder brauchten, gehabt hatte. Aber nun gibt sie die Schuld Yeltsin und der Regierung.
Wie geschah es, daß das Mütterchen Russland sich so schnell von dem Status einer Supermacht zu dem internationalen Paradies von Orgien, "drug-pushing grannies" und abhand gekommenen atomaren Gefechtsköpfen verwandelt hat? Falls die politische und ökonomische Situation immer schlimmer werden sollte, werden die Leute handeln, als sei das Ende der Welt angebrochen und sie werden machen, was sie wollen. Es gibt kein Recht und Ordnung. Verschwundenen Gefechtsköpfe, viel AIDS und Alkoholismus, wachsende Inflation, nationaler Bankrott. Man kann nur sagen: "Armageddon isn't on the horizon anymore its here comrade. And Moscow is ground zero."
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