Nikolaus
(6. Dezember)



Die Adventszeit wurde zur Vorbereitung der Kinder auf das Weihnachtsfest benutzt. Besondere Bedeutung hatte dabei der heilige Nikolaus. Er tritt meist am Vorabend des 6. Dezember auf und überprüft die erworbenen Kenntnisse. Dann belohnt er die Examinierten nach Verdienst oder läßt sie durch seine teuflischen Begleiter (Knecht Ruprecht ist eine der bekanntesten Figuren) bestrafen.

Dieser Brauch reicht in seinen Vorformen bis ins Hochmittelalter zurück (schon 1222 wurde der 6. Dezember auf dem Konzil von Oxford zu einem der höchsten Feiertage erklärt), doch sind die typischen Nikolausspiele erst im Zuge der Gegenreformation, als Antwort auf das evangelische Adventsspiel mit dem erwachsenen weiblichen "Christkind", entstanden.

Obgleich der Nikolaus als eine der populärsten Figuren abendländischer Kulturgeschichte weithin bekannt ist, weiß man über das Leben des Heiligen nur sehr wenig. Die Kenntnis seines Lebens beruht letztlich auf antiken Kompilationen historischer Daten, die einerseits auf Nikolaus, den Bischof von Myra (Kleinasien, 4. Jahrhundert), zurückgehen, andererseits das Leben des gleichnamigen Abtes zu Sion (Bischof von Pinora, Lykien, gestorben am 10. Dezember 564) beschreiben. Im byzantinischen Reich erlebte der Nikolauskult im Anschluß an Erzählungen von den Wundertaten des Heiligen bereits im 6. bis 9. Jahrhundert einen Höhepunkt. Schon in dieser Zeit wurde der 6. Dezember als Todes- und Begräbnistag des heiligen Nikolaus gefeiert. Da sichere historische Daten fehlen, wurden dem Heiligen viele Berichte über Wundertaten und Hilfeleistungen gegenüber den Armen zugeschrieben. Dazu kamen Legenden über seine Jugend. Nikolaus habe schon am ersten Tag nach seiner Geburt aufrecht im Badebecken gestanden und sich geweigert, am Mittwoch und Freitag jeder Woche, den traditionellen Fasttagen, mehr als einmal an der Mutterbrust zu saugen.

Auch eine allgemein verbreitete Jungfrauenlegende wurde mit seinem Namen verbunden. Der Inhalt dieser Legende besagt, daß ein verarmter Vater seine drei Töchter zur Prostitution freigeben will, um ihren und seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Nikolaus, dem diese Pläne bekannt sind und der Erbe eines großen vermögens ist, erscheint nachts vor dem Fenster der Mädchen und wirft drei Beutel mit Gold in das Haus der Verarmten. So ermöglicht er den Jungfrauen ein ehrsames Leben.

Schon im 7. Jahrhundert kursierte eine Legende um Kornschiffe, von deren Ladung der heilige Nilomaus einen Teil für seine notleidende Gemeinde fordert und erhält. Den geschädigten Kaufleuten fehlt bei ihrer Ankunft in Konstantinopel jedoch nichts, während die Bevölkerung Myras zwei Jahre von dem Korn leben kann und noch einen Rest zur Aussaat behält.

Besonder berühmt wurde auch die Legende von der Auferweckung dreier getöteter Schüler. Sie waren einst auf ihrem langen Weg zur Schule von Athen nachts von einem Wirt, der viele Reichtümer bei ihnen vermutete, ermordet worden. Er zerschnitt ihre Körper und legte die Stücke zusammen mit anderem Schweinefleisch in ein Faß. Nikolaus entdeckte die Untat, betete für die Schüler und erweckte sie zum Leben.

Evangelische Gläubige akzeptierten wohl das Vorbild von Heiligen, deren Lebenslauf nachzueifern ist. Sie lehnten aber ab, daß ein Heiliger Belohnung und Bestrafung austeilen kann. Dies steht nur Christus zu, der deshalb in Form des Christkinds auftrat. Die Vermischung beider Gestalten führte dann zu dem Weihnachtsmann, ausgestattet mit Pelzmütze, Wanderstab und Gabensack.