Weihnachten

Seit dem Jahr 354 wird das Geburtsfest Christi regelmäßig gefeiert. Das Fest war auf dem Konzil von Nicäa 325 festgelegt worden, auf dem Christus als Gott und Mensch anerkannt worden war, das Dogma der hypostatischen Union. Der 25. Dezember als Tag dieser Feier setzte sich durch, da es galt, das römische Fest der unbesiegten Sonne (dies natalis Solis invicti), das im 3. Jahrhundert v. Chr. eingeführt worden war, durch die Vorstellung zu verdrängen, daß Christus ja die wahre Sonne sei. Zum andern vergehen zwischen dem Tag der Verkündigung an Maria, dem 25. März, und Weihnachten genau neun Monate. Die Stunde der Geburt wurde auf Mitternacht festgelegt. Die Liturgie des Geburtsfestes sah - nach dem Vorbild der Osternacht - drei Messen vor.

Die Übernatürlichkeit der Geburt des Erlösers (supernaturalitas) wurde in zahlreichen Legenden beschrieben und auf Bildern dargestellt und hatte eine Fülle von Riten und Bräuchen zur Folge. Dabei geht es meist um wunderbare Erscheinungen, wie das unzeitgemäße Blühen oder Fruchttragen von Bäumen, Sträuchern und Kräutern in der Christnacht, oder um die Verwandlung des Brunnen- und Quellwassers in Wein. Besondere Bedeutung hat im Anschluß an Johannes 1,5 ff. (Das Licht leuchtet in der Finsternis) die Lichtsymbolik, haben Liedtradition und Bescherung.

In den Gemeinden um Berchtesgaden findet in der Heiligen Nacht das traditionelle Weihnachtsschießen statt. Die Mitglieder der Weihnachtsschützenvereine ziehen hinaus auf die Schießplätze außerhalb der Ortschaften und feuern zwischen 22 Uhr und ein Uhr nachts ihre Böllersalven ab. Erste Hinweise auf derartige Veranstaltungen datieren aus der Zeit nach dem Ende des 30jährigen Krieges. Weihnachtsschießen stehen also im Zusammenhang mit dem militärischen Ehrensalut.


Weihnachtsbaum

Während die Verwendung von Zweigen als Weihnachtsschmuck erheblich älter ist, ist für den Weihnachtsbaum kein Beleg vor 1605 bekannt. In diesem Jahr heißt es in einem Reisebericht aus Straßburg: “auff Weihnachten richtett man Dannenbäum zu Straszburg in den stuben auff daran henket man roszen aus vielfarbigem papier geschnitten, Aepffel, Oblaten, Zischgold, Zucker etc. ...”. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts stand der Weihnachtsbaum bereits vielerorts im Mittelpunkt der familiären Weihnachtsfeier in der bürgerlich-städtischen Oberschicht. Seine zunehmende Beachtung durch die Literaten im 18. und 19. Jahrhundert und sein Verkauf auf den städtischen Weihnachts- und Christmärkten verhalfen dem Weihnachtsbaum rasch zur Verbreitung. In den ländlich-katholischen Gebieten stand die Krippe im Mittelpunkt der Feier, hier wurde er daher nur zögernd akzeptiert. Seit 1919 werden die Weihnachtsbäume auch öffentlich aufgestellt.

Der Brauch geht zurück auf die mittelalterlichen Paradies- und Weihnachtsspiele, die den Sündenfall und die Erlösung zum Thema hatten. Nach mittelalterlich-typologischem Verständnis entsprach dabei der Baum der Erkenntnis dem Kreuzesstamm. Die Spieler tragen, jedenfalls in der nachreformatorischen Spielpraxis, vor Beginn der Szene ein Bäumchen, auf der einen Seite mit Äpfeln, die für das Böse standen, auf der anderen Seite mit den Leidenswerkzeugen (Dornenkrone, Kreuznägel, Kreuz etc.) behängt. Damit war der weihnachtliche Gedanke bereits in vollem Umfang angesprochen. Aus dieser Herkunft des Weihnachtsbaumes erklärt sich der Christbaumschmuck als säkularisiertes Requisit mittelalterlicher Spielpraxis, und es wird deutlich, warum erst vergleichsweise spät, gegen Ende des 17. Jahrhunderts, Lichter als Baumschmuck erwähnt werden.



Weihnachtspyramide

Von Anbeginn als Licht-, Schmuck- und Gabenträger hergestellt und unter kommerziellen Gesichtspunkten gehandelt wurde dagegen die Weihnachtspyramide, die bis ins 18. Jahrhundert nur in den protestantischen Landesteilen (Sachsen, Schlesien, Thüringen, Mark Brandenburg, Pommern) und Städten (Berlin, Dresden) bekannt war.