Ostern
Seit den Beschlüssen des nizäischen Konzils (325) feiert die
Christenheit den Beginn ihres höchsten und zugleich ältesten
Festes einheitlich am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond.
Das Fest der Auferstehung Christi wurde im Anschluß an die jüdische
Passahfeier konstituiert.
Nördlich der Alpen wurde Ostern bereits im 5. Jahrhundert
begangen. Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts galt es vielerorts
als Jahresanfangstermin.
Die Bezeichnung "Ostern", vielfach Ausgangspunkt für
die Ableitung einer mythisch-germanischen Frühlingsgöttin
namens Ostara, geht zurück auf den angelsächsischen Begriff
"eastron", der die Morgenröte umschreibt, mit deren
Aufkommen die Vigilnacht endet. Die Konstruktion eines
heidnischen Festes zu Ehren der (niemals nachgewiesenen) Göttin
Ostara beruht auf der Überschätzung möglicher
Akkomodationsvorgänge. Derartige Ableitungen gehen auf die irrtümliche
Verwendung des Begriffes "eastron" als
"eoster" bei Beda Venerabilis zurück.
Die kirchliche Osterweihe erhebt Feuer und Wasser zu
Sakramentalien, deren Besitz Schutz für Leib und Seele
verspricht. Als besonders populäres Requisit der Osterbräuche
gilt der Osterhase, dessen Vorstellung aus den stadtbürgerlichen
Kreisen stammt und sich seit Beginn des 19. Jahrhunderts
durchgesetzt hat. Auf dem Land fand der Osterhase nur zögernd
Eingang. Erst 1932 war er allgemein verbreitet. Die frühesten
Osterhasen-Belege gehen auf protestantische Autoren im 17.
Jahrhundert zurück, und sie verweisen auf eine Zeit, in der es
in den evangelischen Familien üblich wurde, die Ostereier zur
Verschleierung ihrer Herkunft zu verstecken. Der Eieranfall gründete
ja in den Fastenvorschriften der katholischen Kirche und die Färbung
der Eier in der kirchlichen Eierweihe. Beides vollzogen die
Protestanten nicht nach, weil das Fasten zu den Werken gerechnet
wurde und seine Ablehnung die Eierweihe erübrigte. Eiergeschenke
wurden jedoch weiterhin ausgeteilt; es erhob sich nun aber die
Frage nach der Herkunft der Eier. Daß dann ein Hase zum
Lieferanten erklärt wurde, der die Eier verstecke, die von den
Kindern gesucht werden sollen, geht auf überlieferte Topoi,
unter denen das Dreihasenbild besonders wichtig war, zurück. Es
stellt drei laufende Hasen in einem Kreis dar, die mit den Läufen
nach außen gestellt und so angeordnet sind, daß ihre sechs Löffel
sich zu enem Dreieck von nur drei abgebildeten Ohren verbinden.
Das christliche Sinnbild für die Trinität blieb in der
Kinderbuchillustration und Trivialikonographie als
"infantil-mythisches Zeichen präsent.
Osterei
Das Ei gehört - anders als der Hase - zu den ältesten
Requisiten der Osterfeier, und es steht im Zentrum vieler Bräuche,
unter denen das Färben der Ostereier besondere Bedeutung erlangt
gat. Das Verstecken oder Sammeln dieser Eier oder Spiele wie das
Eierlaufen gehören zu den allgemein bekannten Bräuchen der
Osterzeit. Infolge des fastenbedingten Verzichts auf den Genus
von Fleisch und Laktizinien (Milch, Milchprodukte, Eier), der in
der Fastenordnung früher (bis 1966) vorgeschrieben war, gab es
zu Ostern einen Eierüberschuß, den es rasch abzubauen galt. Nur
ein Teil des Eiervorrats konnte ja zuvor in der Fastnacht
verzehrt oder verspielt werden, und die Abgabe
vonFastnachts-(Zins)-Hühnern, die vielerorts zugleich den
Speisezettel bereicherten, vermochte die Eierproduktion nur in
beschränktem Umfang zu drosseln. Die kirchliche Speisenweihe am
Ostersonntag, die schon im 7. Jahrhundert bezeugt ist und seit
dem 12. Jahrhundert auch die angefallenen Eier betraf, eröffnete
der Brauchgestaltung vielfältige Möglichkeiten. Neben dem
Eieropfer am Heiligen Grab und Eiersammlungen der Klosterschüler
spielte schon im Mittelalter das Färben der Ostereier eine
wichtige Rolle; auch deshalb, weil das Ei, Sinnbild entstehenden
Lebens, als Zeichen für die Auferstehung Christi in besonderem
Maße für die Brauchgestaltung geeignet war. Spätestens seit
Beginn des 13. Jahrhunderts sind gefärbte Ostereier in Schwaben
bekannt. Die Einfärbung verfolgte dabei den Zweck, die Ostern
geweihten Eier von den ungeweihten zu unterscheiden. Dieser
Brauch stammt aus der Ostkirche und ist sehr alt. Zunächst
offenbar einfarbig rot gehalten, wurde das Osterei Anfang des 17.
Jahrhunderts zum Gegenstand künstlerischen Interesses.
Verschiedene Techniken zur ornamentalen Verzierung und figürlichen
Darstellung christlicher Motive gingen dabei der Anfertigung künstlicher
Eier aus Glas, Keramik, Porzellan, Stein, Wachs und anderen
Stoffen sowie der kunsthandwerklichen Herstellung eiförmiger
Vasen und Gefäße mit österlichem Schmuck voraus. Das Bemalen
von Ostereiern ist heute in Rumänien und Ungarn ein eigener
Zweig des Volkskunstgewerbes.