Sankt Petersburg in Worten und Bildern
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Engel über dem Schloßplatz
In "33 Augenblicke des Glücks" wird die Stadt Sankt Petersburg auf verschiedene Weisen beschrieben. Hier habe ich Fotos von St. Petersburg gesammelt, und ich habe sie zusammen mit Zitaten von Ingo Schulzes Buch gebracht. Von seinen Beschreibungen ist es klar, daß Schulze die Stadt gut versteht. Petersburg ist nicht einfach eine Stadt. Manchmal hat man das Gefühl, daß sie lebt, daß sie eine Magie hat und das Leben des Menschen beeinflussen kann. Aber manchmal kann man sich dort auch unterdrückt fühlen wie der Autor Gogol. Sankt Petersburg ist einerseits eine der schönsten Städte Europas und andererseits eine der dreckigsten. Wenn man dort die vielen Paläste, Museen und Theater besucht, ist man beeindruckt von der Kultur und der Schönheit, die es dort gibt. Aber wenn man in die Metro einsteigt oder in der "Unterwelt" herumspielt, findet man ein hektisches St. Petersburg, das auch ganz gefährlich sein kann. Lesen Sie bitte die Zitate und denken Sie darüber nach, welches Sankt Petersburg beschrieben wird. Auch wenn sie weiter über die Geschichte der Stadt St. Petersburg lesen wollen, ist St. Petersburg : A Cultural History von Solomon Volkov sehr interessant. Eine Karte von St. Petersburg mit Bildern der verschiedenen Sehensürdigkeiten wurde von Frank Sciacca zusammengestellt. Ich habe eine kleine Galerie mit den schönsten Plätze in St. Petersburg gemacht und habe eine Galerie mit Fotos von ein paar russischen Dörfern hinzugefügt, damit Sie St. Petersburg mit einem ganz anderen Teil Rußlands vergleichen können.
"Russland kann man nur verlassen! Die gane Woche über hatte ich nicht gewußt, warum ich mir das antat, warum ich in dieser Stadt war und nicht in Paris oder Italien... Überall trampeln sie hin, schreien, drängeln, rempeln, spucken. Keiner sagt 'Verzeihung'. Sie merken es nicht oder brüllen Schimpfworte. Man muß sie treten! Kaum hast du dich befreit, schieben sie dich in einen Bus oder vor ein Auto. Oder du rettest dich wie ein Bettler an die Hauswand und weißt auch nicht weiter. Und überall, wie eine klimatische Besonderheit, dieser Gestank von altem Quark, eingewachsenem Dreck und Zigarrettenrauch. Im Flughafen, im Reisebus, im Hotel, auf der Straße - man entkommt ihm nicht, er ändert nur seine Zusammensetzung. Mal ist Benzin dabei, mal Knoblauch, mal Klo. Aus Hofdurchfahrten wehen Essensreste hinzu, aus den Treppenhäusern Pinkelei. In den Lebensmittelläden hängen die Gerüche so schwer, daß noch die Temperatur des Vortages an ihnen haftet. Und bei den Leuten weißt du nicht, ob sie den Gestank ihrer Umgebung angenommen haben oder ob er von ihnen ausgeht." (S. 32) | Nevsky Prospekt
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"In den Niederungen zwischen den Neubauten hielt sich der nebel länger. Nur die Schreie der Möwen drangen von da herüber, wo die neuen Blocks stehen mußten, die im Dunst aus Frost und Meerwind verschwanden. Manchmal hörte man anfahrende Busse und das Holpern leerer Lastwagen. Solange die Möwen zu sehen waren, kreisten sie lautlos. Erst im Nebel schrien sie wieder" (S. 64) |
"Wir liefen einen mit Filzmatten ausgelegten Korridor hinab, den nur wenige Lämpchen in Fußhöhe erhellten, an dessen Ende sich aber eine Stahltür öffnete, die zu einem weiteren Korridor mit Stahltür führte, der Musik entgegen... Es roch nach Sägemehl und Schweiß, die Decken, verhängt mit weißem Tuch, wirkten hoch. Nach vier oder fünf solcher Korridore fühlte ich wieder harten Boden unter mir. Wir standen in einer Halle. Unter Sonnenschirmen saßen Frauen, allein oder zu zweit. Kurze grelle Strahlen, von einer Discokugel verteilt, trafen die leere Tanzfläche." (S. 77)
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"Wenjamin sah die Stadt unter sich hocken, nicht unbedingt schön, unverputzte Häuserseiten, verrottende Dächer, eine Masse in Lumpen gehüllt, aneinander sich wärmend. Das Weitläufige der Paläste zerrann in der Perspektive. Nur das neue Messingblech auf dem Dach des Astoria und seiner Nebengebäude glänzt. Südöstlich die Newski-Lawra, dann die Türme des Smonly-Klosters, weiter nördlich das Grün des Winterpalais und der Engel über dem Schloßplatz. Wie Pfeile schossen 'Admiralität' und 'Peter und Paul' gen Himmel - wie gut er das kannte." (S. 110) |
Newa |
"Wolkenloses Licht traf eine gelbe Hauswand. Wir hatten die Sonne nicht einmal mehr vermißt. Das Dunkelblau des Himmels entsprach der Weite der Prospekte. Häuser und Paläste offenbarten Farbigkeit und Proportionen. Statuen traten hervor. Aus Hofdurchfahrten und Treppenfluren krochen die Gerüche. Der Tag bekam einen Morgen und einen Abend. Der Fluß bewegte sich. Grünes Wasser strömte in die Adern der Stadt. Eisschollen, hell wie nackte Leiber, trieben unter den Brücken. Darüber, auf der dem Meer zugewandten Seite, hing eine Menschengirlande. Angler schoben Schultern und Ellenbogen vor- und übereinander, ohne zu schimpfen. Andere zogen gemeinsam ein Schleppnetz in der Art, wie Matrosen den Anker einholen. Es roch nach Öl und frischen Gurken. Tage vergingen, bis wir einsahen, daß wir die Mäntel nicht mehr brauchten. Ein Kind legte die flache Hand auf den Asphalt und streichelte den narbigen Riesenrücken. Mit einem Mal war der Wind aus der Metro kälter als die Luft vor der Station, die sich mit Möwen, Tauben und Fliegen füllte. Übermütig krempelten wir die Ärmel zurück. Die Wärme saß auf Steinen und Schultern, sie verfing sich in Blättern und Haaren. Wir konnten sie greifen. Abends wuchsen die Schatten wie Kletterpflanzen an den Wänden empor, bis sie verlöschten, um am Nachbarhaus wieder herabwandernd aus dem Dämmer zu tauchen. Die Nacht war getilgt. Auf den Brücken blendete die Sonne noch nach elf, milderte sich am nördlichen Horizont zu weißem Licht, und umfing bald darauf die Stille als rosenfingrige Eos. Wer sie sah, fand keinen Schlaf mehr. Wenn sich Schlag zwei die Straße in den Himmel richtete, gelang uns aus dem Stand heraus ein Flug, der uns über den herabrieselnden Staub in die Luft hob, bis die Laternenpfähle unter uns verharrten, und wir ihre Spitzen mit den Händen berühren konnten. Erst morgens gegen halb sechs, im grellen Tageslicht, stand ich allein auf dem weiten Newski." (S. 225-226) |
"Dann
sah ich nur noch die Wolkendecke,die tief und graublau |
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