Der Untergang der Titanic von Hans Magnus Enzensberger

(1) Die Titanic mit Schleppern, (2) Der Bug der Titanic

 

Der Untergang der Titanic-- Elfter Gesang

In diesem Gesang spricht Enzensberger über die Armen auf der Titanic, die Unglücklichen, die zu dem dritten Stand gehören. Weil sie arm waren, hatten sie keine Chance auf Rettung oder zu überleben; die Rettungsboote waren für die Reichen reserviert. Die Armen hatten keine Bedeutung und darum wurden sie weggestoßen und unten eingeschlossen -- ohne Hoffnung auf Überleben. Enzensberger fängt den Gesang an mit einem Flehen, einem Schrei: "Laßt uns raus." Die Leute sind gefang und zusammengepfercht mit dem Wissen, daß das Schiff sinken wird und daß ihr Tod nah ist. Sie rennen gegen die Türen an, aber nichts passiert, ihr Kampf ist nutzlos. Enzensberger zeigt dies:

Der Viehwagen schlingert
Der Schrank schwankt
Der Sarg gurgelt

Hier sehen wir, was passieren wird. Die Titanic ist das nasse Grab der Armen. Sie werden nicht wie Menschen, sondern wie Tiere behandelt: Vieh, das zusammengepfercht ist.

Enzensberger zeigt besonders die Panik der Leute. Sie kämpfen, trommeln, ersticken einander, um dem Tod zu entgehen. Die Angst verdängt die Rationalität. Sie stoßen einander und ersticken einander in ihrem Wunsch auszubrechen, zu entfliehen aus dem Kerker, in dem sie sich finden, dem Sarg. Die Ironie ist, daß die Armen ein fürchterlichen Tod haben werden, weil sie zusammengepfercht sind. Sie sind ohne Raum, ohne Luft, ohne Hoffnung auf Leben, verdammt zusammen zu sterben.

Als ich diesen Gesang las, dachte ich an Ratten, die ertränk wurden mit ihren Körpern eingezwängt, ohne Wahl, wie die Armen auf der Titanic. Sie hatten nach Hilfe geschrien, aber die Antwort, die sie erhielten, war nur der Tod.

 

 

Fortsetzung: Zwölfter Gesang