Die Familie

Ein schöner Abend, eine elegante Frau, angezogen von der Lauten der militarischen Marschen und der aufgeregten Gesichten der tausenden Menschen, die sich hineinsmuggeln wollten, bezahlte ihren Eintritt und befand sich im Sportpalast unter zehn tausend Menschen, die frenetisch einen kleinen Mann auf dem Podium aufmunterten. Dieser Mann, umgegeben von jungen, starken Männern in braunen Hemden, sprach mit einen harten Ausdruck auf seinem ausgezehrten Gesicht. Er fing an zu sprechen. Seine leise Stimme erschaffte eine perfekte Totenstille im Saal. Aber dann, plötzlich, ein Gießbach von Wörtern ergoß sich über die Feinden des Volkes, über die Chefs, usw. Die Augen des Redners funkelten und seine lange, aufgeregte Hände schlugen und drohten in Begleitung der Kakophonie von Ironie und Sarkasmus, Beschuldigungen und Verdammungen. Aber gleichzeitig klang die Stimme warm, schön und gefühllt, wie eine Orgel. Er sprach über Adolf Hitler, der Erlöser des deutsches Volkes, der, wenn er sein Führer wird, die Leute aus ihrem Elend hinausführen und sie in das zukünftige Reich der deutschen Herrlichkeit hineinführen wird. Die Leute sprangen auf die Beine, schrien, frohlockten, erfühllt mit Ekstase. Die Frau, die sich am Anfang sehr unbehaglich unter diesen fanatischen Menschen, die nach Schweiß rochen, gefühllt hat, saß da fasziniert mit was, das sie gerade gehört hatte, aber besonders mit dem Mann auf dem Podium. Einigen Zeugnissen entsprechend, trat sie schon am nächsten Tag der NSDAP bei. Sie hieß Magda Quandt, neunundzwanzig Jahre alt, geschiedene, ohne Sinn und Richtung in ihrem Leben. Sie konnte nicht wissen, daß ihres Schicksal am vorhergehenden Abend besiegelt wurde, und daß sie die interessanteste Frau im Dritten Reich würde, in einer engen Beziehung zu Hitlers Aufstieg und Verfall, wie keine andere Frau.

Maria Magdalena Behrend-Friedländer wurde am 11. November 1901 in Berlin geboren. Als sie drei Jahre alt war, haben sich ihre Eltern scheiden gelassen. Später hat ihre Mutter einen judischen Geschäftsmann geheiratet und Magda hat dadurch einen judischen Stiefvater bekommen, den sie sehr liebte. Vor dem erstem Weltkrieg wohnte sie in Belgien, aber dann waren sie nach Deutschland gegangen, wo Magda sich absolvierte und später den Textilunternehmer Günter Quandt traf. Er war 38 und sie 18 Jahren alt. Günter hat ihr den Hof gemacht und sie hat "Ja" zu seinem Heiratsantrag gesagt. Die Hochzeit fand in Januar 1921 statt und in November hat sie einen Jungen zur Welt gebracht, den sie Harald genannt hat. Bald hat sich die Ehe nicht bewährt, aber die wertvolle Eigneschaften Magdas als Gemeinschaftsgastgeberin wurden seht geschätzt von Herrn Quandt und sie haben sich entschieden die Ehe nicht zu scheiden. 1929 aber waren alle Möglichkeiten ausgeschöpft und die Ehe wurde gescheidet, als Quandt die Liebschaft seiner Frau mit einem Medizinstudent aufgedeckt hat. Quandt hat zugestimmt, seiner geschiedenen Frau 50,000 Mark mit 4,000 Mark monatliche Alimente zu geben so lange sie unverheiratet blieb. Magda hat einen Siebenzimmerappartement in West Berlin gemietet, aber ihre Beziehung mit dem Medizinstudent hat nicht lang gedauert. Sie hat gefühllt, daß ihr Leben, wenn auch sorgenfrei, Sinn und Richtung ermangelt hat. Deshalb wollte sie etwas wertvolles tun. Magda Quandt hat ihre Diensten dem Lokalgruppechef angeboten. Dieser hat sich so viel erfreut eine solche Dame zu beteiligen, daß er sie ersucht hat, um die Nazionalsozialistische Frauengruppe zu leiten. Das war aber keine entsprechende Stellung für Frau Quandt, weil die überwiegende Mehrheit dieser Frauen zur Unterklasse gehörten. Was, um Himmels willen, hat Frau Quandt, mit ihren verfeinerten Manieren, mit diesen Dienstmädchen, diesen guten Volksgenossinen, zu tun? Sie hat ihre Stellung aufgegeben, und war im Hauptquartier der Gau erschien. Das Motiv schöner Magda da zu gehen ist nicht schwer zu erraten. Sie wollte neben dem Mann sein, der sie so tief in Sportpalast aufgeregt hat. Anfangs wurde sie die Stellung der Sekretärin Goebbels rechtes Hands angeboten, aber später, als Goebbels sie kennenlernte, hat er ihr die Leitung seiner Archiven übergetragen. Die beiden waren täglich zusammengetroffen und haben einander mehr vertraut kennengelernt. Er auch wurde mit ihr fasziniert, weil sie aus einer Welt stammte, gegen der er immer gekampft hatte, aber die ihm auch immer angezogen hat. Es gab eine Weile bis sie Liebhaber wurden. Im Sommer 1930 verlobten sie sich. Was zu dieser Verlobung geführt hat, konnen wir im Tagebuch von General Wagener lesen. Nach ihm, Hitler, obgleich er wußte, daß sie die “Goebbels Pompadour” war, wurde von Magda Quandt bezaubert, als die beiden an einer Tasse Tee zusamengetroffen haben. Er liebte ihres reizendes Lächeln, ihre Munterheit, ihres elegantes Aussehen. Die Nachschriften Wageners bezeugen zweifellos das ernste, persöhnliche Interesse Hitlers an Magda. Wagener behauptet, daß Hitler selbst geteilt hat, daß Magda ungewöhnlich viel für ihn bedeutet. "Diese Frau kann eine große Rolle in meinem Leben spielen, selbst wenn ich sie nicht heirate…In meiner Arbeit konnte sie die entgegengesetzte Macht zu meinen einsetigen männlichen Instinkten sein. Es tut mir leid sie ist nicht verheiratet."

Das war ein Signal für Wagener. Als er einmal Magda nach Braunschweig fuhr, erklärte er ihr wie sie eine sehr wichtige Rolle im Leben des "Führers" spielen konnte, nicht als seine Frau, weil er nicht für das bestimmt war, aber als das weibliche Element, so zu sagen, nötig für seine Balance. Aber um sie diese Rolle spielen zu können, mußte sie verheiratet sein. Vorzugsweise zu Goebbels. Magda hat ihm versprochen das überzulegen. Zwei Wochen später fand die Verlobung statt. Hitler war der Trauzeuge Goebbels, und Wagener bemerkte, daß "das Glück hat heute drei Menschen besucht."

Also, es stellt sich klar aus der Nachschriften Wageners heraus, daß die Entscheidung der Goebbels und Magda die Ehe zu schließen kräftig von äußeren Umständen beeinflusst wurde. Magda war von Hitler begeistert lange vor sie ihm begegnete und sie schätzte ihm mehr als jeder anderen Mann, den sie kannte. Ihr erstes Treffen mit dem "Führer" hat für sie ein elektrisierender Effekt – sie hat dem Held ihrer Träume begegnet. Die Notizen Wageners helfen wir auch die Haltung Goebbels zu seiner Frau besser zu verstehen. Wahrscheinlich hatte Goebbels keinen Wunsch sich zu verheiraten. Aber dann, als er das Gespräch Magdas mit Wagener aufgedeckt hat, hat er seine Meinung geändert. Auf keinen anderen Fall konnte Goebbels Hitler zu sich zu verbinden, dabei stärker als durch einen Treueid. Goebbels, ein Außenseiter, der keine Interessengruppe beherrschte und keine Freunden in der Partei hatte, betrat den Kreis der wenigen Auserwählten. Und, was noch wichtiger ist, blieb Goebbels bis zum bitteren Ende, die gelegentliche Verschlechterungen in ihrem Verhältnis ungeachtet, der vertrauterester Mitarbeiter Hitlers. Auf jeden Fall, was Hitler mit Goebbels am Anfang verband war Magda, der großte Trost Hitlers nach dem Verlust von Geli, seine Nichte, mit der er eine sehr enge Beziehung hatte. Später das war das Wissen, daß sie beiden durch einen und derselben Vertrag mit dem Teufel verpflichtet wurden.

Bis zum Ende hat Hitler sich verantwortlich für die Ehe Goebbels gefühllt. Er hat ihnen verboten die Ehe zu scheiden, während ihres Tiefststand, und es gelang ihm, die Familie Goebbels als die perfekte deutsche Familie zur Partei und dem Volk vorzustellen. Später, als Magda einige mißbilligende Bemerkungen über die Frauenumgebung Hitlers gemacht hat, Eva Braun anbelangend, war Hitler offensichtlich beleidigt, und hat seine Beziehungen zu ihr abgebrochen, am mindestens zeitweilig. Die Eifersucht Magdas von ihrem Abgott Adolf Hitler mußte zu einer solchen Verschlechterung ihrer Bezieuhung führen.

Goebbels hat den Junggesellenappartement in Steiglitz aufgegeben und war im prächtigen Appartement Madgas umgezogen. Magda hat ihre monatliche Alimente (4,000 Mark) verloren und die beiden mussten mit dem Gehalt Goebbels leben (er verdiente 1,000 Mark als Mitglied des Reichstags). Zwefellos hat die Verschlechterung ihrer Finazsituation gezeigt, daß Liebe nicht der entscheidende Faktor für ihre Ehe war.

Danach wurde dieser Appartement das Privathauptquartier Hitlers in Berlin. Fast alle wichtige Parteikonferenzen haben da stattgefunden. Er würde da gehen, um seine freie Abende zu verbringen, und seine endlose Monologe vorzutragen. Hitler hat die Goebbels auch in ihrem Haus in Caputh besucht. Magda war neben ihm so oft wie möglich.

Nachdem Goebbels den hohen Posten eines Reichsministers eingenommen hat, bekam er eine neue luxuriöse Dienstwohnung, die nach dem Geschmack Magdas möbiliert wurde. Inzwischen hat Goebbels 80,000 Mark Lizenzgebüren von seinem Buch Vom Kaiserhof zur Reichskanzlerei bekommen. Mit dem Geld konnte er sich eine Privatresidenz leisten – ein Wochenendhaus in Schwanenwerder. Er hat dieses Haus "meine Festung" genannt, und er hat es für Arbeit und seine galante Rendezvous benutzt. Im Garten schlenderten die Kinder, die Ponis, die Wolfshunde. An der Landungsbrücke schaukelte hin und her die weiße Motorjachte Baldur. Hier, in Schwanenwerder, hat Goebbels sein Privatparadies installiert. Er hat einen Mißerforlg erleidet, als er versucht hat, den Kapitalismus zu vernichten, aber mindestens konnte er diesen Mißerfolg ausnutzen und wie einen Kapitalist leben.

Es wäre psychologisch interessant die Motiven für die unablässige Suche Goebbels für romantische Abenteuer zu analysieren. Mit einer Ausnahme waren seine Liebschaften eigentlich nicht mehr als Abenteuer. Die Frauen, die sich ihm hingegeben haben, wußten das, obgleich die Zeit er verbrachte mit ihnen und die viele Zeichen seiner persöhnlichen Aufmerksamheit, zeigten etwas tiefer als blosse Fleischeslust auf. Goebbels konnte frei unter der Theater und Filmshauspielerinnen auswählen.

Und was über Magda? Sie hat ein neues Kind fast jedes Jahr erzeugt, und infolgedessen war "out of the game" eininge Monate lang jedes Jahr. Wie so viele häßliche Männer war Goebbels hochempfindlich gegen Frauenschönheit. Die viele Kinder, die Magda goboren hat, haben sich auf ihre Figur ausgewirkt. Nach der Parteiversammlung in 1936 war sie in Ungnade mit Hitler gefallen, wegen Frauenklatsch betreffend Eva Braun. Hitler hat Eva Braun nur seinen vertrautesten Freunden vorgestellt, um die Mythe zu bewahren, daß er ein heiliges Leben führt. Er war also sehr verletztbar gegen Kritik. Als er sein Wohlwollen gegenüber Magda zurückgezogen hat, hat Magda mehr gelitten, als unter der Ehebrüchen ihres Gattes. Das war auch ein Schock für Goebbels selbst – er hatte verloren, wenn auch zeitweilig, seine Dame auf dem politischen Schachbrett.

Magda hat Goebbels sech Kinder geboren:

Helga Sep. 1932

Hilde Apr. 1934

Helmut Okt. 1935

Holde Feb. 1937

Hedda Mai 1938

Heide Okt. 1940

Sie hat auch zwei Fehlgeburten gehabt. Die Kinder Goebbels wurden als sehr intelligent und hübsch beschrieben. Nur Hilde, eine Frühgeburt, war ziemlich zart, und Helmut, der einzige Junge, war plump und ein Träumer. Er war auch der einzige von den Kindern Goebbels, dem die Schule nicht gut ging. Das die Namen aller Kinder mit "H" anfangten, war eine persöhnliche Laune ihrer Mutter. Ihr Kind von ihrer ersten Ehe, Harald, war der Anfang dieser Tradition.

Viele Gäste haben die Residenz Goebbels besucht, aber Goebbels hat nur ein vertrauter Freund – Reichskirche Minister Hanns Kerrl. Die meiste Zeit war Goebbels umgegeben von Leuten, die zur Film oder Theaterwelt gehörten. Es gefiel ihm das "Leben der Party" zu sein und mit seinen brillianten Geist und glänzender Ironie zu funkeln. Er hat einen Charakterzug mit dem Führer gemein – er würde gern hübsche Menschen erniedrigen, Männer, aber auch Frauen, wenn er nicht mit denen flirtete. Aber er würde auch seine Gäste mit seinem überwältingenden Zauber und glänzender Ironie entzücken.

Nachdem Goebbels hat sich dem Führer gewidmet, hat es nur einmal so gescheint, als ob eine Frau den Herr im Herz Goebbels verdrängt hat. Diese Frau hieß Lida Baarova, eine kleine, graziöse Frau mit sehr ausdrucksvollen Augen. Baarova, die aus der Tschechoslowakien stammte, wohnte mit einem anderen deutschen Schauspieler zusammen – Gustav Fröhlich. Diese Geschichte wurde bald einen Skandal geworden. Ihre politische Bedeutung war, daß der Führer viel mal verweigert hat, seinen Propagadaminister seinen Rücktritt einzureichen. Die Liebe zwischen Goebbels und Baarova hat sich sehr schnell entwickelt und der Klatsch hat Magda erreicht. Anfangs hat sie gedacht, daß das ein neues Abenteur ihres Gattes sein mußte. Im Sommer 1938 aber, hat Goebbels seiner Frau ein menage a trois vorgeschlagen. In diesem Augenblick hat sich ein anderer Mann in dieser Geschichte eingemischt – der vertrauteste Mitarbeiter Goebbels Karl Hanke. Der hat einen Schlüssel zum Briefkasten Goebbels besessen, und er hat alles über die Abenteueren Goebbels gewußt. Offensichtlich hat Hanke Frau Goebbels begehrt – er wollte sie zu heiraten. Er wollte auch seinen Chef absetzen und sein Nachfolger werden. Aber er hat falsch gerechnet. Hitler würde nicht träumen Goebbels, den er als unersetzlich schätzte, zu tauschen. Hanke hat alle Liebesbriefe Goebbels zu Magda gegeben, zusammen mit allen Namen der Frauen, mit denen Goebbels Liebschaften gehabt hat. Er hat auch eine feindselige Demonstration inszeniert während der Premiere des neuen Films von Baarova. Eines Tages hat Hanke arrangiert, daß Magda mit Hitler treffen konnte, und nach dieser Begegnung hat Hitler Goebbels ausgerufen. Goebbels hat falsch seinen Wort zu Hitler gegeben, damit er noch mehr die Situation kompliziert hat. Hitler hat die Scheidung verboten, und er hat bestanden, daß Goebbels ein Jahr lang warten würde, und daß Lida Baarova heimgehen sollte. Goebbels zog “die Pflicht" vor die Liebe, wie viele große Männer vor ihm. Die Karriere Lidas wurde beendet. Irgendwo sie ging wurde sie mit Haß begrüßt, gehasst von den deutschen und ihren Landsmännern ebenso; gehasst von den Nazionalsozialisten und ihren Feinden ohne Unterschied, nur weil sie einen Mann geliebt hat, in dem viele Leute die wahre Verkörperung des Übels sahen.

In diesem Augenblick, alle Feinden Goebbels möchten lieber sein Fallen sehen, aber der Führer weigerte sich das beizustimmen, weil er Goebbels brauchte. Das hat klar gezeigt, daß nur Hitler Goebbels vom Haß der anderen Parteichefs erlösen konnte. Hitler brauchte Goebbels, weil er der einzige Politiker war, der diese spezielle Art von Propaganda, die Hitler für seine Pläne brauchte, erschaffen konnte. Niemand anderer wußte so gut wie Goebbels wie man die Massen in Bewegung zu einem Zweck setzen kann.

Goebbels hat verstanden, daß er seine Beziehungen mit dem Führer keinesfalls verbessern konnte, bevor er seine Ehedifferenzen gelöst hat. Die Paar Goebbels haben sich entschieden ihres gemeinsamen Leben fortzusetzen. Die Beziehungen zwischen Goebbels und Magda, und Goebbels und Hitler haben sich normalisiert, besonders nach der "Kristallnacht," mit der Goebbels gehofft hat, das Wohlwollen Hitlers wiederzugewinnen.