Apokalypse, Umbrisch, etwa 1490

 

Er leidet und ist ohne Inspiration. Er steht da vor seiner Leinwand in seiner eigenen leeren Welt. Seine Kunst soll ihn retten und er wartet und er vertrödelt die Zeit, bis er selbst nur eine Figur, ein Thema, seines Malens geworden ist.

Am Anfang war das Wort - in zahllosen Tagen regnete es in Strömen - Tag und Nacht - bis alles schwieg und aufhörte zu atmen - Nur das Wasser fließt hin und her - Heute sitze ich hier beim Schreiben - und höre die endlosen Wellen - Das Blau des Meers erreicht das Blau des Himmels - Zusammengeschmolzen - Und kein Wort fließt aus mir.

 

Doch kommt seine Vision, und sogar sie gehört ihm nicht. Sie besitzt ihn und er is beides: Teilnehmer und Zuschauer, als die Welt vor seinen Augen und unter seinen Händen vergeht. Die Probleme sind nur technische:

"Wie fängt man es an, den Weltuntergang zu malen? Die Feuersbrüste, die entflohenen Inseln, die Blitze, die sonderbar allmählich einstürzenden Mauern, Zinnen und Türme: technische Fragen, Kompositionsprobleme."

Alles soll zerreißen - die Welt ist von umstürzenden Bildern ausgemalt. Die heiligsten Geheimnisse des Glaubens werden bloßgelegt. Und die Geräusche kann der Künstler nur hören, nicht malen. Doch die Leinwand, auf der die ganze Welt des Malers sich breitet, soll immer alles festhalten. Seine Leinwand ist die Ewigkeit, ist die Erde, die alles trägt und stützt.

 

Nur der Maler versteht und bleibt allein, wenn die Welt untergeht. Die Stadt bleibt übrig und ist starr und still wie der Tod. Doch kommt eine Bewegung, nicht von dem Künstler, sondern von der Erde, von der Leinwand, und Chaos folgt - eine farbenreiche, kräftig spielende Hölle.

Nach dem Chaos spricht der Künstler von Glück und Erleichterung. Er ist neu geboren in diesem Prozess. Er genießt den Tag. Er versteht den Prozess von Leben und Sterben und will jetzt in diesem Moment leben, da draußen kommt der Herbst und bald wird der Winter wieder kommen. Alles läuft im Kreis.

Falling complacently - and picking up pieces - Slowly and surely climb up to the top - Grow outward like a leaf - in swaying motions - each captured by my eye - transfixed in one moemnt - one blink, one thought - Gone down to earth again.

Der Kreis:

Leerheit - Alt - Entfremdet - Stumm

Inspiration - Motivation - Fleiß

Kraftvoll - Stark - Erlebnisse

Apokalypse - Tod - Starrheit

Bewegung - Chaos - Glück

Jung - Lebendig - Genießen

NOCHMAL FÄNGT ES AN

NUR DER KÜNSTLER KANN ES ERFASSEN

NUR DER KÜNSTLER WURDE ERFASST

UND BERUFEN UND WIEDER

IN SEINE KUNST

GEBOREN

 

 

Fortsetzung DRITTER GESANG